Bewerbung in der Schweiz: Wichtige Tipps, worauf Sie achten sollten
2024-11-26T08:44:00+01:00Die Schweiz ist seit Jahren ein beliebtes Auswanderungsziel. Preisstabilität, eine hohe Innovationsfähigkeit, hervorragende Infrastruktur, vielfältige berufliche Möglichkeiten, Mehrsprachigkeit und vieles mehr, machen die Schweiz zu einem international attraktiven Arbeitsstandort und einer der stabilsten Volkswirtschaften der Welt.
Fachkräfte werden überall händeringend gesucht. Besonders als IT-Experte hat man es derzeit leicht, einen lukrativen Job zu finden.
Wir zeigen Ihnen, was Sie bei einer Bewerbung in der Schweiz beachten sollten.
Wie ist eine Bewerbung in der Schweiz aufgebaut?
Der Bewerbungsprozess in der Schweiz ist ähnlich wie in Deutschland:
- Bewerbungsschreiben
- Deckblatt (optional)
- Lebenslauf
- Begleitschreiben bzw. Motivationsschreiben
- Anhänge (Zeugnisse, Empfehlungsschreiben, Referenzlisten, Referenzen, etc.)
E-Mail-Bewerbungen sind in der Schweiz gang und gäbe. Achten Sie hier darauf, dass Sie Ihre Bewerbung als PDF-Dokument verschicken, welches eine Größe von drei bis vier Megabyte nicht übersteigt. Des Weiteren sollten Sie darauf achten, dass das Anschreiben in der E-Mail ebenfalls etwas ausführlicher ausfällt, sich jedoch vom Bewerbungs- oder Motivationsschreiben im PDF-Dokument unterscheidet. Bei einer Bewerbung per Post legen Sie Wert auf eine gute Qualität Ihrer Bewerbungsmappe.
Welche Besonderheiten sollten Sie bei einer Bewerbung in der Schweiz beachten?
Sprache
In der Schweiz wird neben Deutsch auch Italienisch, Französisch und Rätoromanisch gesprochen. Nutzen Sie bei Ihrer Bewerbung möglichst die Sprache, welche in der Stellenanzeige verwendet wird.
Titel
Akademische Titel haben in der Schweiz keine große Bedeutung. Nennen Sie Ihren Dr.-Titel, Ihren MA oder Dipl.-Ing. müssen Sie nicht erwähnen.
Datum
Das Datum wird linksbündig eingefügt – nicht auf der rechten Seite, wie in Deutschland.
Anrede
Nach der Anrede folgt weder ein Komma (wie in Deutschland) oder Ausrufezeichen (wie in Österreich) noch ein Doppelpunkt (wie in den USA). In der Schweiz fahren Sie in der nächsten Zeile in Großschreibung fort. Recherchieren Sie den richtigen Ansprechpartner, um diesen direkt mit Namen anzusprechen.
Beispiel:
Sehr geehrter Herr Müller
Die Begeisterung beim Lesen Ihrer Stellenanzeige hat direkt dazu geführt, dass ich Ihnen meine Bewerbung hiermit übersende.
Notensystem
Das Schweizer Notensystem geht von 1 bis 6, wobei die 6 die Bestnote darstellt.
Zeugnisse und Referenzen
Bestätigen Sie Ihre Fähigkeiten, Leistungen und Kompetenzen mit Zeugnissen und Referenzen. Das ist in der Schweiz üblich und genießt einen hohen Stellenwert. Dabei kann es sich um Arbeitszeugnisse, Ausbildungszeugnisse oder Referenzen von früheren Arbeitgebern handeln.
Begriffe
Deutsch | Schweiz |
Bewerbungsmappe | Bewerbungsdossier |
Staatsangehörigkeit | Nationalität |
Familienstand | Zivilstand |
Führerschein Klasse B | Führerausweis Kategorie B |
Initiativbewerbung | Spontanbewerbung |
Anlagen | Beilagen |
Scharfes ß
Das scharfe ß wird durch ein doppeltes „s“ ersetzt, da es das „ß“ in der Schweiz nicht gibt.
Schlussformel
Beenden Sie Ihr Anschreiben mit „Freundliche Grüsse“. Die Schlussformel „mit freundlichen Grüssen“ ist nicht mehr State of the Art.
Tipps für die Bewerbung in der Schweiz
- Höfliche Zurückhaltung
Generell ist man in der Schweiz deutlich zurückhaltender als in Deutschland.
Achten Sie darauf, dass Ihre Kompetenzen in Ihrer Bewerbung einer Überprüfung im Vorstellungsgespräch standhalten. Verwenden Sie die Formulierung „sehr gute Kenntnisse in …“ wenn Sie auch über sehr gute Kenntnisse verfügen. Belegen Sie Ihre Fähigkeiten und Kompetenzen durch aussagekräftige, glaubwürdige und überzeugende Beispiele.
Unterteilen Sie Ihre Sprachkenntnisse in mündliche und schriftliche Kenntnisse. Dies kann hilfreich sein, wenn Sie sich mündlich auf Englisch sehr gut austauschen können, aber im Schriftverkehr eher unsicher sind.
- Genauigkeit
Achten Sie bei Ihrer Bewerbung penibel auf Rechtschreibfehler und die Grammatik. Es ist wichtig, dass das Layout gut strukturiert und übersichtlich ist. Geografische Namen, die auf -er enden, werden großgeschrieben, wie z.B. die Schweizer Banken. Hingegen schreibt man nicht geografische Namen klein, wie z.B. die schweizerischen Banken.
- Interesse für die Schweiz
Informieren Sie sich vorher über die Schweiz und zeigen Sie Interesse. Falls Sie eine Verbindung zur Schweiz haben oder positive Erfahrungen gemacht haben, können Sie das erwähnen. Auf diese Weise zeigen Sie liebevoll und freundlich Ihre Wertschätzung für die Schweiz.
Achtung! Versuchen Sie auf gar keinen Fall, die Schweizer Mundart nachzuahmen oder den Gesprächspartner in der deutschen Sprache zu korrigieren. Der Schweizer fühlt sich sofort gekränkt oder beleidigt.
Wie muss ein Lebenslauf in der Schweiz aussehen?
Der übliche Lebenslauf in der Schweiz stimmt weitestgehend mit dem deutschen Lebenslauf überein. Das sollte in Ihrem Lebenslauf enthalten sein:
- Ihre Kontaktdaten
- Professionelles Foto
- berufliche Erfahrungen
- relevante Qualifikationen
- Hobbies, Ehrenämter oder soziales Engagement unter „Sonstiges“
Die anti-chronologische Reihenfolge ist auch in der Schweiz üblich, das bedeutet, Ihre am kürzesten zurückliegende Erfahrung wird als erstes genannt. Alle weiteren Erfahrungen werden anti-chronologisch weitergeführt.
Unterschiede: Lebenslauf in der Schweiz
- In der Schweiz wird der Lebenslauf nicht unterschrieben und endet nicht mit Ort und Datum.
- Das Maximum an Seiten für den Lebenslauf beträgt in der Schweiz drei DIN-A4-Seiten. Weniger als zwei Seiten sollten es nicht sein.
- Falls Sie bereits eine Aufenthaltsgenehmigung für die Schweiz besitzen, sollten Sie diesen Hinweis bei den persönlichen Daten im Lebenslauf vermerken.
- Referenzen:
In der Schweiz sind Referenzen sehr wichtig. Am Ende Ihres Lebenslaufs vermerken Sie die Kontaktdaten von ehemaligen Arbeitgebern oder Personen, die Sie als Mitarbeiter beurteilen können – vorausgesetzt, Sie haben das Einverständnis der betroffenen Person eingeholt. So kann Ihr zukünftiger potenzieller Arbeitgeber bei den genannten Personen anrufen, um sich ein Bild von Ihnen als Mitarbeiter zu machen.
Im Normalfall werden zwei bis vier solcher Kontakte angegeben. Wichtig ist hierbei, dass die genannten Ansprechpartner positive Dinge über Sie zu sagen haben und diese glaubhaft rüberbringen.
Sollten Sie Ihre Referenzen nicht gleich zu Beginn nennen wollen, können Sie auch erwähnen, dass Referenzen vorhanden sind (z.B. bei Initiativbewerbungen).
Von der Ansprechperson nennen Sie:- den Namen der Ansprechperson
- die Funktion im Unternehmen
- Telefonnummer
- E-Mail-Adresse
Unterschiede: Bewerbung in der Schweiz im Vergleich zur Bewerbung in Deutschland
Bewerbung in der Schweiz | Bewerbung in Deutschland | |
Bewerbungsunterlagen | Die Schweiz ist ein mehrsprachiges Land: Schreiben Sie Ihre Bewerbung in der Sprache der Stellenausschreibung (wenn Sie diese Sprache beherrschen). Das Bewerbungsschreiben (auch Begleitschreiben oder Motivationsschreiben) ist ein essenzieller Teil. | Die klassische Bewerbung besteht aus Anschreiben, Lebenslauf und Anlagen. Manche Unternehmen wünschen sich zusätzlich noch ein Motivationsschreiben. Ein Bewerbungsfoto ist erwünscht. Es sollte professionell und sympathisch wirken. |
Anrede | Eine persönliche Anrede ist wichtig. Erfragen Sie den Ansprechpartner im Unternehmen, wenn er nicht in der Stellenanzeige genannt wird. | Sprechen Sie im Idealfall den persönlichen Ansprechpartner an. Diesen finden Sie normalerweise in der Stellenanzeige. |
Fähigkeiten | Beschreiben Sie Ihre Fähigkeiten sachlich und ohne Übertreibungen. Bescheidenheit gilt in der Schweiz als wichtig. Belegen Sie Ihre Fähigkeiten durch Beispiele aus dem Berufsalltag. | Zeigen Sie Ihre Hard Skills und Soft Skills auf. Es ist in Ordnung, wenn Sie sich ein wenig in ein besseres Licht rücken. |
Zeugnisse & Zertifikate | Beilagen wie Zeugnisse, Empfehlungsschreiben und Ihre EU-Staatsbürgerschaft sind wichtig. | Zeugnisse, Zertifikate und andere Bescheinigungen gelten als wichtig und sollten als Anlage beigefügt werden. |
Notensystem | Noten von 1 bis 6, wobei 6 die Bestnote darstellt. | Noten von 1 bis 6, wobei 1 die Bestnote darstellt. |
Gehaltsvorstellungen | Nennen Sie Ihren Gehaltswunsch, achten Sie darauf, diesen realistisch zu formulieren und an Berufserfahrung, Position, Branche und Größe des Unternehmens anzupassen. | Im Anschreiben sollten Sie in der Regel Ihre Gehaltsvorstellungen angeben. |
Akademischer Grad | Akademische Titel sind in der Schweiz weniger relevant als in Deutschland oder Österreich. | Akademische Grade (z.B. Dipl.-Ing., Dr., etc.) können Sie bei den Kontaktdaten angeben. |
Hobbys & Interessen | Es ist üblich und gern gesehen, Hobbys und Interessen im Lebenslauf anzugeben. Achten Sie darauf, dass die Hobbys zum Unternehmen passen. | Hobbys und Interessen werden nur erwähnt, wenn sie für die Stelle relevant sind. |
Besonderheiten | Beachten Sie auch die feinen Unterschiede in der Rechtschreibung und bei Formulierungen, zum Beispiel „ss“ statt „ß“, „Nationalität“ statt „Staatsangehörigkeit“ oder „Zivilstand“ statt „Familienstand“. | Deutsche Arbeitgeber legen viel Wert auf die deutsche Sprache, auch wenn das Arbeitsumfeld international ist. |
Fazit: Bewerbung in der Schweiz
Die Bewerbung in der Schweiz bietet zahlreiche Chancen. Der Bewerbungsprozess ähnelt dem in Deutschland, wobei die geforderten Unterlagen wie Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse vergleichbar sind.
Bewerber sollten ihre Kompetenzen klar und glaubwürdig darlegen und auf Rechtschreibung sowie Grammatik achten. Eine sorgfältige Vorbereitung und Anpassung an die schweizerischen Gepflogenheiten sind entscheidend für eine erfolgreiche Bewerbung.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Bewerbung in der Schweiz!
Bilder: Canva (swisshippo und annastills)