Flexible Arbeitsmodelle: Beispiele und Umsetzung in der IT Branche

New Work - Arbeiten von uerberall

Die Nachfrage nach flexiblen Arbeitszeitmodellen und New Work Konzepten beschäftigt derzeit viele Arbeitgeber. Sowohl etablierte Mitarbeiter als auch neue Bewerber möchten ihre Arbeitszeit zunehmend individuell und flexibel gestalten können. Auf einem Arbeitsmarkt, der nicht zuletzt in der IT Branche stark von den Arbeitnehmern geprägt ist, sollten sich Unternehmen daher mit den verschiedenen Möglichkeiten der flexiblen Arbeitszeitmodelle beschäftigen.

Warum flexible Arbeitszeiten ein Vorteil sein können

Wenn Ihr Unternehmen vom System der starren Arbeitszeiten abweicht und sich neuen Ideen öffnet, kann es davon mehrfach profitieren. Zu den Vorteilen gehören beispielsweise diese Aspekte:

  • Ihre Mitarbeiter verstehen, dass es nicht um die Arbeitszeit an sich geht. Vielmehr steht im Fokus, Ziele und Vorgaben zu erledigen. Das spornt an, unbekannte Wege einzuschlagen. Wege, die effizienter und schneller sind, aber trotzdem das gleiche Ergebnis liefern - oder sogar ein besseres.
  • Das Kind morgens entspannt zur Kita bringen, in der Mittagspause eine Runde joggen oder nachmittags einen Termin beim Friseur wahrnehmen: Führen Sie flexible Arbeitszeiten ein, können Ihre Angestellten Ihre Tage stressfreier gestalten. Das nimmt auch einen gewissen Druck aus der Arbeit heraus.
  • Ein großer Stressfaktor stellt die Pendelei zur Arbeitsstelle dar. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen gelingt es Ihrem Personal, antizyklisch zu fahren. Auch das zahlt auf eine entspannte Arbeitsatmosphäre ein. Zusätzlich steigert der reduzierte Pendelstress die Motivation.
  • Flexible Arbeitszeiten steigern die Zufriedenheit der Mitarbeiter und zufriedene Angestellte sind seltener krank.

All diese Punkte sorgen dafür, dass Ihr Unternehmen als Arbeitgeber attraktiver wird. Ein wichtiger Vorteil im sogenannten War for Talents ist. Zudem können Sie Ihre Mitarbeiter länger an Ihr Unternehmen binden. Das senkt die zeitlichen Aufwände und Kosten im Bereich des Recruitings.
 

Flexible Arbeitszeitmodelle: zehn Beispiele

Die Verpflichtung, zu gewissen Tageszeiten im Büro zu sein, wird schon seit vielen Jahren in verschiedenen Berufen aufgeweicht. Besonders die IT und Medienbranche zeigt sich für neue Arbeitsweisen offen. 

Diese Modelle haben sich mittlerweile etabliert:

Gleitzeit

Bei der gleitenden Arbeitszeit (englisch: Flextime) sind die Arbeitnehmer nicht an feste Anfangs- und Endzeiten gebunden. Sie können theoretisch ihre Tätigkeiten beginnen und beenden, wann sie es möchten. 

In der Praxis wird die Gleitzeit oft durch eine Kernarbeitszeit und Gleitspanne eingegrenzt. Das heißt, die Mitarbeiter können nur innerhalb vorgegebener, zeitlicher Grenzen „gleiten“.
 

Funktionszeit

Die Funktionszeit stellt ein Arbeitszeitmodell dar, bei welchem es keine Kernarbeitszeiten zu beachten gibt. Stattdessen muss lediglich die Funktionalität bestimmter Arbeitsbereiche zu festgelegten Zeiten durch die Anwesenheit von ausreichend Mitarbeitern sichergestellt werden. Es müssen demnach nicht alle Arbeitnehmer gleichzeitig anwesend sein.

Voraussetzung für das Modell ist, dass sich die Kollegen des jeweiligen Teams bezüglich ihrer Arbeitszeiten untereinander gut absprechen.
 

Vertrauensarbeitszeit

Dem New-Work-Gedanken folgend, setzt eine Vertrauensarbeitszeit-Vereinbarung darauf, dass alle ihre Ziele verfolgen. Die Länge der Präsenz, zum Beispiel in einem Büro, spielt hierbei keine Rolle.

Um eine Vertrauensarbeitszeit, auch Vertrauensarbeit oder Vertrauensgleitzeit genannt, einführen zu können, muss es in Ihrem Unternehmen eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens geben. Ansonsten könnte es zu Verdächtigungen kommen, dass beispielsweise ein Arbeitnehmer faul sei. 
 

Jahresarbeitszeit

Bei diesem flexiblen Arbeitszeitmodell geht es um eine Art Zeitkonto: Der Arbeitgeber gibt vertraglich keine tägliche, wöchentliche oder monatliche Arbeitszeit vor, sondern eine Jahresarbeitszeit. 

Ihre Mitarbeiter haben bei dieser Form der gestaffelten Arbeitszeit die Möglichkeit, ihre kumulierte Zeit so abzuarbeiten, wie sie es möchten. Sie können zum Beispiel im ersten Halbjahr sehr viel arbeiten, um die zweite Jahreshälfte entspannter anzugehen.
 

Arbeitszeitverkürzungen

Sind acht Stunden wirklich die perfekte Länge, um seine Arbeit produktiv zu erledigen? Oder ist ein Sechs-Stunden-Arbeitstag eventuell viel effektiver, da die Mitarbeiter konzentrierter ans Werk gehen?

Zu diesen Fragen geben Studien unterschiedliche Antworten. Nichtsdestotrotz führen immer mehr Start-ups wie auch große IT Unternehmen einen Sechs-Stunden-Arbeitstag bei gleicher Bezahlung ein.
 

Vier-Tage-Woche

Eine weitere Möglichkeit, die Arbeitszeit zu verkürzen, stellt das Modell der Vier-Tage-Woche dar. Auch hier geht es darum, kürzer, aber konzentrierter die Aufgaben abzuarbeiten bzw. die Ziele zu erfüllen.

In manchen Ländern, zum Beispiel in Neuseeland und Island, gibt es Experimente zu diesem Arbeitszeitmodell. Die Ergebnisse fallen größtenteils positiv aus: Die Produktivität und die Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöhten sich signifikant.
 

Teilzeitarbeit

Dieses Arbeitszeitmodell ist lange bekannt und wird in vielen Unternehmen gelebt. Unter Teilzeit versteht man die dauerhafte Verkürzung der Arbeitszeit von einzelnen Mitarbeitern im Vergleich zu den Kollegen. 

Die verkürzte Arbeitszeit kann in Absprache zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer flexibel gestaltet werden. Der Mitarbeiter arbeitet weniger Tage pro Woche oder Monat, aber bei jeweils voller Stundenzahl, oder der Angestellte reduziert die Stunden pro Arbeitstag.
 

Job Sharing

Das Job Sharing kann eine Ausprägung der Teilzeitarbeit sein. Hierbei teilen sich zwei oder mehr Arbeitnehmer einen Arbeitsplatz. 

Wenn mehrere Personen eine identische Position ausfüllen, sie sich aber hierfür nicht großartig absprechen müssen, wird das Job-Splitting genannt. Besteht ein hoher Abstimmungsbedarf und tragen die Teilzeit-Kräfte zusammen eine Verantwortung (beispielsweise in einem IT Projekt), handelt es sich dabei um das Job-Pairing.
 

Zeitwertkonto

Das Zeitwertkonto, Lebensarbeitszeitkonto oder Wertguthabenkonto ist ein Modell, bei dem ein Angestellter seine Überstunden, Sonderschichten und ungenutzten Urlaubstage sammelt. Nach der sogenannten Ansparphase oder Aktivphase kann der Mitarbeiter in die Freistellungsphase bzw. Passivphase treten.

Die Passivphase nutzt der Zeitwertkonto-Sparer für Erziehungszeiten, die Pflege von Angehörigen, für ein Sabbatical oder für eine Altersteilzeit. Dabei bleibt er weiterhin sozialversichert und erhält den vereinbarten Auszahlungsbetrag.
 

Unbegrenzte Urlaubszeit

Manche Start-ups werben mit flexiblen Urlaubsregelungen. Das bedeutet, die Angestellten können so oft und so viel Urlaub nehmen, wie sie es möchten. Auch eine Erfassung der genommenen Urlaubstage fällt in der Regel weg.

Um dieses Modell umsetzen zu können, muss es zwischen den Mitarbeitern, den Abteilungen, Teams und der Geschäftsführung ein großes Vertrauensverhältnis geben. Zudem gilt es trotz aller Freiheiten, viel zu organisieren und zu managen. Ein erhöhter Abstimmungsbedarf kann die Folge sein.
 

Umsetzung und Verbreitung in der IT Branche

Die IT Branche bietet in vielen Bereichen die Möglichkeit, zeit- und ortsunabhängig zu arbeiten, da Mitarbeiter oftmals nur einen PC und Internetzugang benötigen. Besonders dort, wo ausschließlich das Ergebnis einer Dienstleistung für Kunden relevant ist, können Mitarbeiter flexibel zu ihrer bevorzugten Zeit und z.B. von zuhause arbeiten.


Deshalb ist es nicht unerwartet, dass immer mehr IT Unternehmen ihren Mitarbeitern eines der zehn vorgestellten Arbeitszeitmodelle anbieten. Während Teilzeit- und Gleitzeit-Modelle bereits weit verbreitet sind, gibt es das flexible Arbeitszeitmodell der 4-Tage-Woche eher selten. Welches Modell hierbei in Frage kommt, unterscheidet sich individuell und je nach den Rahmenbedingungen der Unternehmensstruktur.
 

Fazit

Um der aktuellen New Work Entwicklung des Arbeitsmarktes entgegenzukommen, sollten Unternehmen sich mit der Möglichkeit beschäftigen, flexible Arbeitszeitmodelle einzuführen. Aufgrund der Vielseitigkeit der Modelle ist es wichtig, dass die Voraussetzungen genau analysiert werden, um eine erfolgreiche Umsetzung zu fördern und alle Vorteile ausschöpfen zu können.

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