Warum lebenslanges Lernen in der heutigen Arbeitswelt unverzichtbar ist

Neulich im Bus. Zwei Männer, beide um die 30, offensichtlich Kollegen, unterhalten sich über ihre Arbeit. „Ich habe einen Job, bei dem ich gut verdiene. Hier kann ich bis zur Rente bleiben.“

Von wegen! Die Zeiten, in denen Beschäftigte jahrzehntelang im gleichen Job arbeiteten, sind längst vorbei. Heute ist lebenslanges Lernen angesagt. Denn kaum ein Berufssegment kommt ohne neugierige und lernbereite Mitarbeiter aus. Dafür schreiten Digitalisierung und gesellschaftlicher Wandel viel zu schnell voran. Wollen Unternehmen und Beschäftigte wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie ihr Wissen ständig erweitern. 

Doch wie gelingt Ihnen das? Wie lässt sich lebenslanges Lernen in Ihren Alltag integrieren? Was bringt es für Ihre Karriere? Diese und andere Fragen beantworten wir in diesem Ratgeber.
 

Was bedeutet eigentlich „lebenslanges Lernen“?

Lebenslanges Lernen, auch bekannt als lebensbegleitendes Lernen, bezeichnet den kontinuierlichen, freiwilligen und intrinsischen Prozess des Erwerbs von Wissen und Fähigkeiten während des gesamten Lebens. Der Begriff "lebenslanges Lernen", kurz: LLL, wurde von der Europäischen Union im Jahr 2001 definiert. In dem Dokument „Einen europäischen Raum des lebenslangen Lernens schaffen“ heißt es zur Erklärung, was LLL sei: „Alles Lernen während des gesamten Lebens, das der Verbesserung von Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen dient und im Rahmen einer persönlichen, bürgergesellschaftlichen, sozialen bzw. beschäftigungsbezogenen Perspektive erfolgt“.
 

Lebenslanges Lernen gibt es schon seit Jahrhunderten

Die Idee des lebenslangen Lernens ist keineswegs neu. Bereits rund 500 Jahre v. Chr. betonten Philosophen und Denker wie Konfuzius, Hippokrates und Pythagoras die Bedeutung des ständigen Lernens. Im 17. Jahrhundert prägte der pädagogische Denker Comenius den Satz: „Das ganze Leben ist eine Schule.“ Diese frühen Ansichten zeugen von der tief verwurzelten Erkenntnis, dass Lernen ein fortlaufender Prozess ist, der das gesamte Leben durchzieht.

Trotz dieser historischen Wurzeln wurde lebensbegleitendes Lernen erst in den 1970er Jahren zu einem zentralen Bildungsthema auf politischer Ebene. Warum so spät, wenn doch die Denker der Antike offensichtlich schon schlauer waren? Um eine Erklärung zu finden, lohnt der Blick ins Geschichtsbuch: In den 60ern nahm der globale Wettbewerb deutlich zu. Da war es für kapitalistische Staaten wie Deutschland und USA ein regelrechter Bildungsschock, als es dem kommunistischen Osten gelang, bemannt in den Weltraum zu fliegen.

1972 veröffentlichte der Club of Rome seinen Bericht „Die Grenzen des Wachstums“, in dem lebenslanges Lernen als Schlüssel zur Bewältigung globaler Herausforderungen genannt wurde. Seitdem hat sich das Konzept weiterentwickelt und ist heute ein integraler Bestandteil moderner Bildungssysteme weltweit.
 

Lebenslanges Lernen im Privatleben bedeutet, dass Sie ständig neue Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben, die Ihre persönliche Entwicklung und Lebensqualität verbessern. Ob Sie ein neues Rezept ausprobieren, eine Fremdsprache lernen oder ein neues Hobby beginnen – all diese Aktivitäten tragen zur geistigen und emotionalen Bereicherung bei. Ihre natürliche Neugierde und der Drang, Neues zu entdecken, fördern Ihre Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten und halten Ihren Geist aktiv.

Wenn es um lebenslanges Lernen im Berufsleben geht, ist der Nutzen noch weitreichender. In der heutigen dynamischen Arbeitswelt ist es unerlässlich, dass Sie sich kontinuierlich weiterbilden, um den Anschluss nicht zu verlieren. Die Digitalisierung und der rasante technologische Fortschritt erfordern von Ihnen, stets auf dem neuesten Stand zu bleiben. Arbeitgeber legen großen Wert auf Ihre Bereitschaft zur Weiterbildung, da diese Ihre Beschäftigungsfähigkeit und Ihre Karrierechancen erheblich verbessern.
 

Vorteile des lebenslangen Lernens für die Karriere

Lebenslanges Lernen bringt zahlreiche Vorteile für Ihre berufliche Laufbahn mit sich. Dazu gehören beispielsweise diese Aspekte:
 

✅ Verbesserte Beschäftigungsfähigkeit
Durch kontinuierliches Lernen bleiben Sie wettbewerbsfähig und erhöhen Ihre Chancen, auf dem Arbeitsmarkt gefragt zu sein.
 

✅ Besserer Karriereaufstieg
Neue Qualifikationen und Kenntnisse eröffnen Ihnen Möglichkeiten für Beförderungen und den Zugang zu höheren Positionen.
 

✅ Anpassungsfähigkeit an Veränderungen
Sie sind besser gerüstet, um mit technologischen Neuerungen und Veränderungen in Ihrer Branche umzugehen. Das stärkt Ihre berufliche Resilienz.
 

✅ Stärkung der Soft Skills
Lebenslanges Lernen fördert Ihre Kommunikations-, Teamarbeit- und Problemlösungsfähigkeiten, die in jedem Berufsfeld wertvoll sind.
 

✅ Erhöhtes Selbstvertrauen
Durch den Erwerb neuer Fähigkeiten und Kenntnisse steigern Sie Ihr Selbstbewusstsein und Ihre Zufriedenheit im Job.
 

✅ Leichteres Networking
Weiterbildungsmöglichkeiten bieten Ihnen die Chance, wertvolle Kontakte zu knüpfen und Ihr berufliches Netzwerk zu erweitern.
 

✅ Innovation und Kreativität
Indem Sie sich kontinuierlich weiterbilden, fördern Sie Ihre Fähigkeit, innovative Lösungen zu entwickeln und kreative Ansätze in Ihrem Beruf zu finden.
 

Tipps für das lebenslange Lernen im Berufsalltag 

Die Integration des lebenslangen-Lernen-Leitgedankens in Ihren Berufsalltag kann eine Herausforderung sein. Mit einem Plan können Sie jedoch kontinuierlich neue Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben. Gehen Sie zum Beispiel so vor:
 

✅ Persönliche Interessen identifizieren
Finden Sie heraus, welche Themen und Fähigkeiten Sie wirklich interessieren und wie diese Ihre Karriere unterstützen können.
 

✅ Kleine, realistische Ziele setzen
Legen Sie kleine, erreichbare Lernziele fest, wie das Lesen eines Fachartikels pro Woche oder das Absolvieren eines kurzen Online-Kurses.
 

✅ Seien Sie „smart“
Definieren Sie verbindliche Ziele und setzen Sie sich einen klaren zeitlichen Rahmen für den Erwerb neuer Skills und wichtiger Lerninhalte. Die SMART-Methode hilft Ihnen dabei.
 

✅ Nutzen vielseitiger Ressourcen
Setzen Sie auf Fortbildungen, Konferenzen, Online-Kurse, Webinare, Fachbücher und Podcasts, um flexibel und bequem zu lernen.
 

✅ Digitale Tools einsetzen
Machen Sie sich mit digitalen Werkzeugen vertraut, die Ihre Arbeit effizienter gestalten. Tools für Projektmanagement, Kommunikation und Datenanalyse können Ihre Produktivität erheblich steigern.
 

✅ Feste Lernzeiten planen
Integrieren Sie feste Lernzeiten in Ihren täglichen oder wöchentlichen Zeitplan, um sicherzustellen, dass Sie regelmäßig Zeit für Ihre Weiterbildung haben.
 

✅ Lern-Netzwerke aufbauen
Tauschen Sie sich mit Kollegen und Fachleuten aus, um von deren Erfahrungen zu profitieren und motiviert zu bleiben.
 

✅ Eigeninitiative zeigen
Sprechen Sie mit Ihrem Vorgesetzten aktiv über Weiterbildungsangebote und wie Sie diese besser in Ihren Arbeitsalltag integrieren können.
 

✅ Fortschritte dokumentieren
Halten Sie Ihre Lernfortschritte fest, um Ihre Erfolge sichtbar zu machen und sich selbst zu motivieren.
 

Fazit

Jahrzehntelang bis zur Rente arbeiten, ohne sich weiterzubilden? Das ist eine Illusion! Lebenslanges Lernen ist heute wichtiger denn je, denn die rasante Digitalisierung und der globale Wettbewerb prägen unsere Arbeitswelt und stellen immer neue Anforderungen an uns alle. Um in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich zu bleiben, müssen Sie sich ständig weiterentwickeln und neue Kompetenzen erwerben. 

Durch lebenslanges Lernen bleiben Sie wettbewerbsfähig, verbessern Ihre Beschäftigungsfähigkeit und eröffnen sich neue Karrieremöglichkeiten. Darüber hinaus stärkt es Ihr Selbstvertrauen, Ihre Problemlösungskompetenz und Ihre Fähigkeit, innovative Lösungen zu entwickeln. Nutzen Sie deshalb die vielfältigen Möglichkeiten und machen Sie den dauerhaften Erwerb von neuem Wissen zu einem festen Bestandteil Ihres Lebens.

Bilder: Adobe Stock