Mit Struktur zu neuen Konzepten: Warum Design Thinking das Finden von Innovationen fördert

Design-Thinking-Whiteboard

Wer sich mit der Entwicklung neuer Produkte auseinandersetzt, stößt früher oder später auf den Begriff „Design Thinking“. Was ist das und wie funktioniert es?
 

Kreativität ist kein „must have“ für Innovationen

Kreatives Denken wird oft als unverzichtbare Voraussetzung gesehen, um Neues zu erschaffen. Denn Kreativität gilt als Schlüssel für Innovationen, bahnbrechende Produkte und einzigartige Lösungen.

Doch: Müssen Sie wirklich außergewöhnlich kreativ sein, um Innovationen zu erfinden? Nein! Idealerweise orientieren sich Neuentwicklungen an den Bedürfnissen der Nutzer. Dadurch entsteht ein Rahmen, den Sie nutzen können, um gezielter zu frischen Ideen und innovative Konzepte zu gelangen.

Eine Möglichkeit, um neue Produkte geplant und agil zu entwickeln, ist das Design Thinking.
 

Was ist die Design Thinking Methode?

Das Design Thinking ist ein strukturierter Prozess, um Herausforderungen wie eine Produktentwicklung zu lösen. Der Ablauf besteht aus sechs Phasen, in denen stets die Wünsche der Zielgruppen im Mittelpunkt stehen. Für Software Developer bedeutet das zum Beispiel, eine Software so zu entwickeln, dass sie den tatsächlichen Bedürfnissen der Nutzer entspricht.
 

Das macht Design Thinking so besonders

Es gibt verschiedene Innovationsmethoden, um neue Produkte auch ohne Geistesblitz zu entwickeln. Jede hat ihre individuellen Besonderheiten. Das zeichnet das Design Thinking aus:
 

Nutzerzentrierung
Design Thinking konzentriert sich auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Nutzer. Dies stellt sicher, dass Ihre neu entwickelten Lösungen wirklich relevant und nutzbar sind.
 

Iteratives Vorgehen
Die Erstellung von Prototypen und deren kontinuierliche Verbesserung ist ein Kernelement des Design Thinkings. Dafür implementiert man regelmäßige Feedback-Schleifen.
 

Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Design Thinking setzt auf multidisziplinäre Teams, bei denen Personen aus verschiedenen Abteilungen und mit unterschiedlichen Kompetenzen zusammenkommen. Das fördert den kreativen Austausch.
 

Kreativität und Innovation
Im Design Thinking Prozess sollten alle Beteiligten stets „open minded“ sein. Durch besondere Kreativitätstechniken und Freiraum für Ideenentwicklung entstehen viele neuartige Lösungen.
 

Wie gestaltet sich der Design Thinking Prozess?

Der Design Thinking Prozess gliedert sich in sechs Phasen, die im Englischen so bezeichnet werden: Understand, Observe, Point of View, Ideate, Prototype, Test. Es ist üblich, dass Teams nach dieser Struktur vorgehen, aber auch zurückspringen, um einen Schritt zu wiederholen.
 

1. Phase: Understand/Verstehen

In der Startphase sammeln Sie und die anderen Beteiligten alle Informationen, um das gestellte Problem und den Kontext zu verstehen. Dies kann durch Recherchen, Interviews und das Studium vorhandener Daten geschehen. Ziel ist es, dass das gesamte ein umfassendes Bild erhält.
 

2. Phase: Observe/Beobachten

Diese Phase dient dazu, Empathie aufzubauen: Sie müssen sich in Ihre Kunden bzw. Zielgruppen und deren Bedürfnisse hineinversetzen. Finden Sie die Herausforderungen und Wünsche heraus - zum Beispiel durch Interviews oder Studien.
 

3. Phase: Point of View/Sichtweise

Der Punkt „Point of View“ (Definition der Sichtweise) ist eine entscheidende Phase im Design Thinking Prozess. Hier geht es darum, die gesammelten Erkenntnisse zu verdichten und das zentrale Problem klar und präzise festzulegen. Diese Definition dient als Grundlage für die nächsten Schritte.
 

Phase: Ideate/Ideenfindung

Ziel des vierten Schrittes ist es, so viele Ideen wie möglich zu entwickeln. Dazu werden idealerweise verschiedene Kreativmethoden eingesetzt. Wenden Sie unter anderem Brainstorming, Systematic Inventive Thinking oder die Kopfstand-Methode an.
 

5. Phase: Prototype/Prototypen

Jetzt wird es konkret. Erstellen Sie erste Prototypen Ihrer besten Ideen! Diese Prototypen können einfache Skizzen, Modelle oder interaktive Demos am PC sein. Ziel ist es, die Entwürfe schnell und kostengünstig umzusetzen.
 

6. Phase: Test/Testen

Jetzt geht es darum, zu testen, ob Ihre Lösung funktioniert. Das heißt: Suchen Sie sich Testpersonen und holen Sie sich so viel ehrliches Feedback wie möglich. So finden Sie die Schwachstellen Ihrer Ideen heraus und können gezielt nachjustieren.
 

Nicht vergessen: Iteration!

Iteration bedeutet im Design Thinking, dass ein Prozess oder eine Phase mehrmals durchlaufen wird. Diese Wiederholungen dienen der kontinuierlichen Verbesserung und der schrittweisen Annäherung an eine optimale Lösung.

Dieses Vorgehen kann für Ihr Team anstrengend sein, ist aber für den Reifeprozess extrem wichtig. Wie heißt es so schön: „Nobody is perfect“ - das gilt auch für eine Idee! Sie muss unter Umständen mehrmals angepasst werden, damit die spätere Lösung in der Praxis bestehen kann. Das bewahrt Ihr Unternehmen davor, Produkte auf den Markt zu bringen, die nicht durchdacht sind oder den Kunden nicht gefallen.
 

Was bringt Design Thinking?

Das Thema Design Thinking ist populär und umstritten zugleich. Kritiker empfinden die Methode und ihre Phasen als zu langwierig und umständlich. Dennoch gibt es ein paar Vorteile, von denen Ihr Team oder Ihr Unternehmen als Ganzes profitieren kann.
 

Nutzerzentrierte Lösungen
Design Thinking stellt (potenzielle) Kunden und User in den Mittelpunkt. Dadurch entwickeln Sie Lösungen, die tatsächlich relevant und hilfreich für Ihre Zielgruppen sind.
 

Förderung von Innovationen
Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit und den Einsatz von verschiedenen Kreativitätstechniken entstehen in der Regel einige innovative Ideen.
 

Verbesserte Zusammenarbeit
Design Thinking ermutigt zur Teamarbeit. Es fördert zudem die Eigenschaft, unterschiedlicher Perspektiven einzunehmen.
 

Schnelle Ergebnisse
Durch das schnelle Erstellen und Testen von Prototypen kommen Sie in kurzer Zeit zu Ergebnissen. Das steigert unter anderem die Motivation.
 

Reduktion von Risiken
Durch die iterative Entwicklung verringern Sie das Risiko von Fehlschlägen und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass das finale Produkt ein Erfolg wird.
 

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Der Design Thinking Prozess ermöglicht es Ihnen, flexibel auf Veränderungen und neue Erkenntnisse zu reagieren. Das ist besonders in der dynamischen IT-Branche extrem wichtig.
 

Beispiel: So könnten Sie Design Thinking anwenden

Stellen wir uns vor, Sie arbeiten bei einem Dienstleister, der Software entwickelt. Ihr Team hat von einem Kunden den Auftrag erhalten, eine B2B-App für Industrieunternehmen zu konzipieren. Ihr Design Thinking Prozess könnte dann folgendermaßen aussehen:
 

➡ Führen Sie Interviews mit potenziellen Nutzern der App, beispielsweise mit Einkäufern und Lagerverwaltern in Industriebetrieben.

➡ Identifizieren Sie die wichtigsten Bedürfnisse, Herausforderungen und Pain Points der Zielgruppen. Zum Beispiel könnten sich die befragten Personen eine schnellere Nachbestellung wünschen.

➡ Definieren Sie das zentrale Problem basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen. Zum Beispiel: „Wie könnten wir es Einkäufern ermöglichen, Industriegüter effizienter und fehlerfrei zu bestellen?“

➡ Erstellen Sie detaillierte Nutzerprofile (sprich: Personas) und Szenarien, die die typischen Nutzer und deren Bedürfnisse darstellen.

➡ Veranstalten Sie eine Brainstorming-Sitzung mit Ihrem Team, um eine Vielzahl von Ideen zur Lösung des definierten Problems zu gewinnen. Ermutigen Sie alle Teilnehmer zu kreativen und innovativen Ansätzen.

➡ Wählen Sie die Ideen aus, die am besten auf die Bedürfnisse der zukünftigen App-Nutzer eingehen.

➡ Erstellen Sie einfache und schnelle Prototypen. Dies könnten Papiermodelle, Wireframes oder digitale Mock-ups sein.

➡ Lassen Sie die Prototypen von potenziellen Usern testen und simulieren Sie typische Nutzungsszenarien. Sammeln Sie dabei wertvolles Feedback.

➡ Basierend auf dem Feedback überarbeiten Sie die Prototypen. Passen Sie die Funktionalitäten und das Design an, um die Nutzererfahrung zu verbessern.

➡ Programmieren Sie die App unter Berücksichtigung aller gesammelten Erkenntnisse.

➡ Nach dem Launch der App sammeln Sie weiterhin Feedback und nehmen regelmäßige Updates und Verbesserungen vor.
 

Fazit

Design Thinking kann in vielen Bereichen angewendet werden, nicht nur in der Produktentwicklung. Sie können es beispielsweise nutzen, wenn Sie auf Jobsuche sind und Ihre Bewerbungsunterlagen optimieren möchten. Durch die strukturierte Vorgehensweise finden Sie schnell heraus, worauf es wirklich ankommt. Falls nicht: Sprechen Sie mit uns !  
 

Bilder: Adobe Stock & Ratbacher

Häufig gestellte Fragen

Wer hat Design Thinking erfunden?

David Kelly, der Inhaber einer Design-Agentur, erfand das Konzept. Die Professoren Terry Winograd und Larry Leifer von der Stanford University prägten die Methode entscheidend mit.

Ist Design Thinking eine agile Methode?

Ja, Design Thinking ist eine agile Methode, da es iterative Prozesse, nutzerzentrierte Ansätze und flexible Anpassungen fördert.

Wie viele Phasen hat Design Thinking?

In der Literatur finden sich zwei Antworten. Es gibt die „verkürzte“ Darstellung mit nur fünf Phasen und die Umsetzung in sechs Phasen.

Welchen Nutzen hat Design Thinking?

Design Thinking hilft Ihnen, neue Lösungen zu entwickeln, die die Bedürfnisse der zukünftigen Nutzer oder Kunden in den Mittelpunkt stellen. Durch den iterativen Ansatz entstehen immer wieder neue Ideen, die Ihr Produkt sukzessive besser machen.

Wann ist Design Thinking nicht geeignet?

Wenn Sie Zeit-, Budget- oder Personalmangel haben, könnte Design Thinking der falsche Weg sein, um Innovationen zu fördern. Zudem ist es die falsche Methode, wenn Ihre Teammitglieder ungern interdisziplinär und kreativ arbeiten.

Was ist der „Double Diamond“ im Design Thinking?

Der „Double Diamond“ ist ein Modell im Design Thinking, das den Prozess in vier Phasen unterteilt. Jede Phase hat einen Abschnitt, in dem Sie sich zunächst weit öffnen und dann wieder fokussieren, wodurch bei einer Visualisierung die Form von zwei nebeneinanderliegenden Diamanten entsteht.

Der Double Diamond im Design Thinking