Psychologie im Vorstellungsgespräch: Punkten Sie mit diesen 15 Tricks

Der Faktor Mensch kann das Bewerbungsgespräch beeinflussen. Wenden Sie folgende psychologische Tipps an, um positiv zu punkten. Nutzen Sie diese Tipps zu Ihrem Vorteil und erhöhen Sie die Chancen auf Ihren Traumjob.
 

Bewerbungsgespräche und Psychologie gehen Hand in Hand

Wenn Sie sich für eine neue Stelle bewerben, wissen Sie, dass die Recruiter auf Ihre Hard Skills und Soft Skills achten. Das ist richtig: Die Personalverantwortlichen schauen unter anderem auf Ihre Fähigkeiten und IT Kenntnisse.

Aber wenn es zu einem Vorstellungsgespräch kommt, zählt viel mehr als das. Wenn Menschen auf Menschen treffen, läuft vieles unbewusst ab. Auch die erfahrensten HR-Profis lassen sich von ihrem Bauchgefühl beeinflussen. Und das können Sie aktiv beeinflussen, indem Sie einige psychologische Tricks im Gespräch anwenden.
 

Positive Einstellung

Bevor Sie ins Bewerbungsgespräch gehen, sollten Sie sich in die richtige Stimmung bringen. Haben Sie keine Angst und denken Sie auch nicht daran, dass etwas schief gehen könnte. Vielmehr sollten Sie „Good Vibes“ in sich tragen, indem Sie mit einer positiven Grundeinstellung an die Sache herangehen.

Denn: Wer gut gelaunt und positiv eingestellt ist, strahlt das auch aus. Das bringt Ihnen die ersten Pluspunkte im Vorstellungsgespräch.
 

Power Posing

Kennen Sie Power-Posen? Das sind Körperhaltungen, die Sie „mächtiger“ oder entspannter machen. Wer sich vor einem Vorstellungsgespräch wie Superman oder Wonder Woman breitbeinig hinstellt und die Hände in die Hüften stemmt, fühlt sich stärker. Und wenn Sie sich wie Barack Obama auf einem Bürostuhl zurücklehnen und die Arme hinter dem Kopf verschränken, zeigen Sie, dass Sie entspannt sind.

Solche Power-Posen können Ihnen helfen, vor dem Bewerbungsgespräch in die richtige Stimmung zu kommen. Während des Vorstellungsgesprächs sollten Sie diese Posen jedoch nicht einnehmen - sie könnten für die anderen befremdlich wirken.
 

Outfit

Das richtige Outfit für ein Vorstellungsgespräch ist ein wichtiges Thema - und das zu Recht! Mit Ihrer Kleidung drücken Sie viel aus. Sie können seriös und konservativ wirken, aber auch leger und aufgeschlossen.

Tragen Sie Anzug oder Hemd und Jeans? Der Stil Ihrer Kleidung ist ein Faktor, der die psychologische Wirkung eines Vorstellungsgesprächs beeinflusst. Ein weiterer Einflussfaktor sind die Farben Ihrer Kleidung: Knallige und auffällige Farben können unseriös oder sogar aggressiv wirken. Blau, Grau und Schwarz hingegen strahlen Ruhe und Seriosität aus.
 

Aussehen

Personalverantwortliche sind bestrebt, nicht das Äußere einer Person zu bewerten. Die Fähigkeiten und „inneren Werte“ sollten immer im Vordergrund stehen. Wenn Sie jedoch mit ungepflegten Haaren, einem Dreitagebart, einem tiefen Dekolleté oder einer deutlich sichtbaren Tätowierung zum Vorstellungsgespräch erscheinen, hat dies eine psychologische Wirkung.

Sie sollten sich bemühen, sowohl durch Ihre Kleidung als auch durch Ihr Äußeres „neutral“ zu wirken. Damit erhöhen Sie die Chance, dass sich der Recruiter auf andere Dinge konzentriert.

Lächeln

Der einfachste aller psychologischen „Tricks“ für ein Vorstellungsgespräch ist ein einfaches Lächeln. Wer viel lächelt (nicht ständig!), wirkt freundlich, offen und interessiert - und damit sympathisch.

Wenn Personaler einen Menschen mit einem Lächeln im Gesicht sehen, werden sie selbst lächeln. Das schafft eine angenehmere Atmosphäre und nimmt Druck raus.
 

Priming

Viele psychologische Tricks im Gespräch haben mit Priming zu tun. Priming ist, wenn etwas, das man sieht, hört oder fühlt (ein sogenannter „Prime“), die Art und Weise beeinflusst, wie man auf andere Dinge reagiert. 

Ihre positive Grundeinstellung, Ihre Kleidung, Ihre Gestik und Mimik sowie Ihre Worte lösen beim Gesprächspartner bestimmte Assoziationen und Gefühle aus. Wenn Sie zum Beispiel im Vorstellungsgespräch viele positive Begriffe verwenden oder mehr von Ihren Erfolgen als von Ihren Misserfolgen erzählen, schaffen Sie eine gute Basis.
 

Halo-Effekt

Warum sollten Sie zu einem Vorstellungsgespräch im passenden Outfit und einem Lächeln erscheinen? Warum sollten Sie gerade am Anfang positiv auffallen? Wegen des Primings und des Halo-Effekts. Der Halo-Effekt erzeugt eine Art „Überstrahlung“ oder „Heiligenschein“.

Der Halo-Effekt beruht auf einer kognitiven Verzerrung. Dabei führt ein einzelner positiver Aspekt dazu, dass der Gesamteindruck einer Person beeinflusst wird. Beispiel: Wirken Sie als Bewerber attraktiv, werden Sie unter Umständen auch als selbstbewusst und teamfähig wahrgenommen - obwohl dies vielleicht gar nicht der Fall ist.

Apropos Halo-Effekt: Sicher wussten Sie schon, dass Brillenträger oft intelligenter wahrgenommen werden als Menschen ohne Brille. Ebenso sollen Männer mit starkem Bartwuchs kompetenter und erfahrener wirken als Männer ohne Bart - das ergaben verschiedene Studien.
 

Händedruck

Der erste Eindruck zählt: Diese alte und noch immer gültige Weisheit bezieht sich nicht nur aufs Aussehen - auch die Begrüßung spielt hier eine Rolle. In der Regel gibt man sich die Hand zu Beginn eines Vorstellungsgesprächs. Fällt Ihr Händedruck zu lasch oder zu fest aus, löst das unter Umständen eine nicht gewünschte Emotion beim Gegenüber aus.

Kalte Hände können den ersten Eindruck mindern. Diese können Sie „unterkühlt“ wirken lassen. Unser Tipp: Wärmen Sie sich mit einer Tasse Kaffee oder Tee die Hände vor einem Bewerbungsgespräch auf. Und in den kalten Jahreszeiten sollten Sie Handschuhe bei Ihrer Anreise tragen.

Primacy-Recency-Effekt

Bleiben wir bei den „Psychotricks“ mit interessanten Fachbegriffen. Einer, den Sie kennen sollten, ist der sogenannte Primacy-Recency-Effekt. Dieses psychologische Phänomen beschreibt, dass Menschen dazu neigen, sich an die ersten Informationen (Primacy) und an die letzten Informationen (Recency) am besten zu erinnern.

Deshalb ist der erste Eindruck so wichtig. Achten Sie im Gespräch auf die Reihenfolge Ihrer Argumente: positive Argumente sollten Sie am Ende der Argumentationskette platzieren. Ebenso entscheidend kann das Ende des Gesprächs sein: Beenden Sie das Gespräch immer positiv, bleibt dies beim Personalverantwortlichen und/oder potenziellen Vorgesetzten in Erinnerung.
 

Mimik, Gestik & Co.

Jeder Mensch kommuniziert verbal, also durch Sprache, und nonverbal. Dazu gehören die Körperhaltung sowie Mimik (Gesichtsausdruck) und Gestik (Körperbewegungen). Wer viel mit den Armen fuchtelt, laut spricht und grimmig dreinschaut, kann unsympathisch wirken. Aber auch verschränkte Arme, Murmeln oder ein ständiger Blick an die Decke bringen keine Sympathiepunkte.

Das bedeutet: Wenn Sie Ihr Gegenüber psychologisch beeinflussen wollen, sollten Sie an Ihrer Aussprache, Haltung, Mimik und Gestik arbeiten. Nehmen Sie unter anderem eine offene Körperhaltung ein, schauen Sie Ihrem Gesprächspartner in die Augen, sprechen Sie verständlich und zappeln Sie nicht herum.
 

Gemeinsamkeiten

Es geht nicht darum, sich mit dem Personalverantwortlichen anzufreunden. Sie sollten jedoch versuchen, mit ihm auf eine Wellenlänge zu kommen: Versuchen Sie Gemeinsamkeiten zu finden. Vielleicht hören Sie heraus, dass Sie denselben Fußballverein mögen. Nutzen Sie das und sprechen Sie das kurz an.

Eine weitere Möglichkeit ist, auf die Lebenssituation Ihres Gesprächspartners einzugehen. Wenn Sie wissen, dass der Personalverantwortliche Kinder hat und Sie auch, können Sie Sätze sagen wie: „Wegen meiner Kinder suche ich einen Job mit besserer Work-Life-Balance - das kennen Sie sicher!“'

Schlüsselwörter wiederholen

Es lässt sich auch eine Verbindung herstellen, indem Sie wichtige Begriffe, die während des Gesprächs auftauchen, wiederholen. Diese Schlüsselwörter können Fachbegriffe sein, die in Ihrer Branche in wichtig sind. Es kann sich aber auch um starke, positiv besetzte Wörter wie „Team“ oder „Flexibilität“ handeln.

Um herauszufinden, welche Begriffe Sie wiederholen sollten, müssen Sie dem Personalverantwortlichen genau zuhören. Sie sollten ein Gespür dafür entwickeln, welche Themen Ihrem Gesprächspartner wichtig sind.
 

Chamäleon-Effekt

Das Wiederholen relevanter Wörter oder Sätze ist ein Teil dessen, was man als Mirroring oder Chamäleon-Effekt bezeichnet. Bei diesem psychologischen Trick versuchen Sie, Ihren Gesprächspartner bis zu einem gewissen Grad nachzuahmen. 

Dies kann geschehen, indem Sie Gestik und Mimik übernehmen oder Ihr Sprechtempo anpassen. Wenn Sie sich wie ein Chamäleon verhalten und in gewisser Weise Mimikry betreiben, können Sie eine Ähnlichkeit erzeugen und so eine Verbindung herstellen. 

Übertreiben Sie es aber nicht mit der Anpassung! Wenn der andere das Gefühl hat, Sie äffen ihn nach, fühlt er sich nicht ernst genommen - und der gut gemeinte Ratschlag verkehrt sich ins Gegenteil.

Weitere Psychologie-Tipps für Ihr Vorstellungsgespräch

Es gibt noch weitere Möglichkeiten, wie Sie bei einem Bewerbungsgespräch mit psychologischen Kniffen punkten können. Zum Beispiel:

  • Schauen Sie lieber in die Zukunft als zurück. Kreieren Sie dabei einen Ausblick, was Sie alles verbessern oder verändern möchten. Das ist besonders wichtig, wenn Sie über Ihre Wechselmotivation reden.
  • Kennen Sie ganz klar Ihre Stärken und Schwächen, indem Sie vor der Bewerbung eine persönliche SWOT-Analyse durchführen. Versuchen Sie auch hier, sich auf die Stärken und weniger auf die Schwächen zu konzentrieren.
  • Ein Personalverantwortlicher, der nach der STAR-Methode vorgeht, möchte wissen, welche Herausforderungen Sie bereits gemeistert haben. Nennen Sie vorzugsweise erfolgreiche Projekte.
  • Sprechen Sie Ihren Gesprächspartner so oft wie möglich mit seinem Nachnamen an. Jeder hört gerne seinen eigenen Namen.
  • Wenn möglich, sollten Sie Ihr Bewerbungsgespräch zwischen 10 und 11 Uhr oder zwischen 13 und 14 festlegen. Warum? Zu diesen Zeiten haben die meisten Menschen keinen Hunger. Hunger vermindert nämlich die Aufnahmefähigkeit und die Stimmung.
     

Fazit

Jedes Bewerbungsgespräch hat viel mit Psychologie zu tun. Seien Sie sich dessen bewusst und nutzen Sie unsere Tipps zu Ihrem Vorteil. Wenn Sie nur einige dieser „Psychotricks“ anwenden, können Sie Ihre Chancen auf einen erfolgreichen Auftritt erhöhen. Ihr Traumjob rückt damit ein Stück näher.

Bilder: Adobe Stock