Gehaltsverhandlungen: Wichtige Tipps für Ihre Bewerbung und das Vorstellungsgespräch

Mann bei erfolgreicher Gehaltsverhandlung

Über Geld spricht man nicht? Oh doch! Spätestens bei einem Bewerbungsgespräch müssen Sie angeben, welches Gehalt Sie sich vorstellen. So gehen Sie bestens vorbereitet in die Verhandlungen.

Holen Sie mehr Gehalt aus Ihrem IT Job

Wenn Sie gelernter IT Experte oder studierter Informatiker sind, haben Sie beste Chancen, einen gut bezahlten Job zu finden. Der weiter anhaltende Fachkräftemangel in Verbindung mit der stark steigenden Digitalisierung sorgt dafür, dass Systemadministratoren, Frontend- und Backend-Entwickler, Product Owner, Scrum Master, SAP Berater, Growth Hacker und Dergleichen händeringend gesucht werden.

Das bedeutet, Sie können unter Umständen “cherry picking” betreiben und sich Ihren Wunsch-Arbeitgeber aussuchen. Und damit auch Ihr Gehalt steigern. 

In diesem Ratgeber erklären wir Ihnen, was Sie über Ihr Wunschgehalt wissen sollten, wie Sie Ihre Gehaltsvorstellungen im Bewerbungsschreiben formulieren können, und wie Sie beim Vorstellungsgespräch Ihr Gehalt richtig verhandeln.

Doch zuerst möchten wir Ihnen noch einen Denkanstoß geben:
 

Muss es immer mehr Geld sein?

Anders gefragt: Möchten Sie bei einem Jobwechsel wirklich ein höheres Gehalt herausholen? 

Die Frage mag seltsam klingen, doch sie ist berechtigt. Nicht jedes Unternehmen kann ihr Wunschgehalt bezahlen, besonders wenn Sie eine Steigerung im Vergleich zu Ihrem derzeitigen Gehalt anpeilen.

Wenn Sie Ihren Arbeitgeber wechseln möchten, kann es dafür verschiedene gute Gründe geben. Zum Beispiel passt das Arbeitsklima nicht oder Sie sind unzufrieden mit Ihrer Tätigkeit.

Suchen Sie einen neuen Job, dann überlegen Sie sich genau, ob neben dem Gehalt noch weitere Dinge für Sie wichtig sind. Das können beispielsweise ein kürzerer Arbeitsweg, flexible Arbeitszeiten mit Home Office, spannende Herausforderungen, eine Erweiterung des Fachwissens, sympathische Kollegen oder die Reputation des Unternehmens sein. 

Alle diese Aspekte sind etwas wert: Weniger Pendelei bringt Ihnen mehr Freizeit, eine lockere Atmosphäre senkt Ihr Stresslevel, und die Zusammenarbeit mit angesehenen Experten zahlt auf Ihre weitere Karriereplanung ein.

Seien Sie sich dieser soften Faktoren bewusst, bevor Sie in die Gehaltsverhandlungen einsteigen.
 

Die Gehaltsverhandlungen beginnen mit der Bewerbung

Seien Sie sich dieser Tatsache bewusst. Denn die meisten Unternehmen bitten darum, dass Sie bereits bei Ihrem Bewerbungsschreiben eine erste Gehaltsvorstellung angeben. Lassen Sie diese Frage nach dem Gehalt nicht unbeantwortet, sondern gehen Sie darauf ein. Ansonsten wirkt sich das unter Umständen negativ auf Ihre gesamte Bewerbung aus.

Das bedeutet für Sie: Bevor Sie ein Anschreiben aufsetzen, sollten Sie sich im Klaren sein, wie hoch Ihr Zielgehalt aussehen könnte.

Möchten Sie mehr als jetzt verdienen? Oder zumindest gleich viel? Selbst wenn Sie Ihr Gehaltsniveau halten möchten, müssen Sie bestens vorbereitet in die Gehaltsverhandlungen einsteigen und ein bisschen pokern.
 

Was ist Ihr Marktwert? Was können Sie verlangen?

Ihre Gehaltsvorstellungen sind eine Sache. Eine andere stellen die äußeren Rahmenbedingungen dar. Gehen Sie am besten vor Ihrer Bewerbung folgende Punkte durch:

  • Wie sieht das Gehaltsgefüge in Ihrer Branche und Ihrem Beruf aus? Gibt es Entwicklungen nach oben? Oder gehen die Gehälter beispielsweise wegen einer Krise tendenziell nach unten?
  • Was verdienen Freunde, Bekannte oder Geschäftskontakte in vergleichbaren Positionen? Welche Gehälter bieten Unternehmen in Ihren Stellenanzeigen an?
  • Start-up oder Konzern: Wie groß ist das Unternehmen, bei dem Sie sich bewerben? Gibt es eventuell eine Tarifbindung, die Sie bedenken müssen?
  • Wie sieht Ihre Berufsausbildung und Ihre bisherige Karriere aus? Sind Sie optimal für die Stelle qualifiziert? Können Sie mit viel Berufserfahrung oder Spezialwissen punkten?
  • Möchten Sie eine höhere Stufe der Karriereleiter erklimmen, indem Sie vom Junior zum Senior aufsteigen? Können Sie diese Verbesserung in Sachen Position und Gehalt begründen und erfüllen?

Tipp: Bitten Sie, wenn möglich, einen Personalvermittler um Rat. Bei Ratbacher gehört die Unterstützung bei Gehaltsverhandlungen zu den Standard-Leistungen dazu.
 

Wie viel (mehr) Gehalt ist drin?

In vielen Ratgebern zum Thema Gehaltsverhandlungen wird gesagt, Bewerber sollten bei einem Jobwechsel mindestens zehn Prozent mehr als beim aktuellen Job verlangen. Dieser Aussage stimmen wir nicht pauschal zu. Wie Sie an den gerade genannten Punkten sehen, gibt es viele Faktoren, die Ihr Wunschgehalt beeinflussen.

Wir raten Ihnen stattdessen: Ermitteln Sie einen persönlichen Marktwert und passen Sie diesen um die genannten Faktoren an. Derart kommen Sie auf ein mögliches Zielgehalt. Aus diesem leiten Sie dann eine persönliche Schmerzgrenze ab: Wie weit runter können oder möchten Sie bei den Gehaltsverhandlungen im Vorstellungsgespräch gehen?

Damit Sie eine “Verhandlungsmasse” haben, sollten Sie bei Ihrem Wunschgehalt noch etwas draufschlagen. Üblich sind rund zehn bis 20 Prozent. Das heißt: Liegt Ihre unterste Schmerzgrenze bei 50.000 Euro, geben Sie beim Bewerbungsschreiben 55.000 bis 60.000 Euro als Gehaltswunsch an. 

Das gilt aber nur, wenn Sie denken, dass Ihr potenzieller neuer Arbeitgeber diese Höhe wirklich bezahlen kann. Kommen Sie von einem Großunternehmen und möchten zu einem kleinen IT Dienstleister wechseln, müssen Sie unter Umständen finanzielle Einbußen hinnehmen.
 

Bewerbungsschreiben: So geben Sie Ihre Gehaltsvorstellungen genau an

Verfassen Sie ein Anschreiben, nennen Sie erst am Ende Ihren Gehaltswunsch. Diesen können sie konkret oder eher zurückhaltend formulieren. Hier zwei Beispiele:

  • “Meine Gehaltsvorstellung liegt bei 58.000 Euro brutto im Jahr”.
  • “Meine Gehaltsvorstellung liegt bei 55.000 bis 60.000 Euro Jahresgehalt (brutto).”

Wenn Sie Ihren Gehaltswunsch nennen, sollten Sie dabei folgende Dinge beachten:

  1. Geben Sie an, ob es sich um ein Monats- oder Jahresgehalt, brutto oder netto handelt. Üblich ist die Angabe des Brutto-Jahresgehalts.
  2. Ist es in Ihrem Beruf oder Ihrer Branche üblich, Boni, Provisionen und Ähnliches zu erhalten? Dann machen Sie klar, dass sich Ihre Vorstellung auf ein Fixgehalt bezieht.
  3. Trotz der Verhandlungsmasse darf Ihr Gehaltswunsch nicht zu hoch ausfallen. Und stapeln Sie auch nicht zu tief! Das könnte den Eindruck erwecken, dass Sie unsicher oder unerfahren sind.
  4. Aus Ihrem Anschreiben und Ihrem Lebenslauf muss sofort ersichtlich sein, dass Sie die nötigen Qualifikationen besitzen, um das angegebene Gehalt zu verlangen. Am besten unterstreichen Sie das durch eine gute E-Reputation.


Gehalt verhandeln im Vorstellungsgespräch: wichtige Tipps

War Ihre Bewerbung erfolgreich und kommt es zu einem Vorstellungsgespräch? Mit Ihrem Gehaltswunsch im Anschreiben haben Sie eine Vorgabe gemacht, an die sich der Recruiter orientieren wird. Von dieser Basis aus starten die Gehaltsverhandlungen.

Deshalb sollten Sie sich vor dem Bewerbungsgespräch nochmals klar machen, wie Sie Ihren Gehaltswunsch ermittelt haben. Versuchen Sie, keine Angst vor dem Einstellungsgespräch und den Gehaltsverhandlungen zu haben. Rufen Sie sich Ihre Stärken ins Gedächtnis und machen Sie sich klar, warum Sie bestens für die ausgeschriebene Position sind. Denken Sie immer positiv, seien Sie von sich selbst überzeugt. Diese mentale Stärke wirkt sich auf Ihre Körpersprache aus.

Wichtig: Eine Gehaltsverhandlung ist kein Kampf, bei dem es nur einen Sieger gibt! Feilschen Sie nicht um jeden Euro. Seien Sie immer kompromissbereit und offen für Vorschläge. 

Kommen Sie an Ihre Schmerzgrenze, dann bitten Sie um eine Bedenkzeit. Und fragen Sie konkret nach, warum es dem Unternehmen angeblich nicht möglich sei, Ihre Gehaltsvorstellung zu erfüllen. Vielleicht ergeben sich so neue Anknüpfungspunkte, um Ihre Entlohnung in anderer Art und Weise aufzubessern.

Denn: Ein höheres Gehalt ist nicht immer zu Ihrem Vorteil. Damit einher gehen in der Regel höhere Abgaben für Steuern und Sozialversicherungen. Und auch die Erwartungen des Arbeitgebers an Sie steigen.

Ein guter Weg kann es sein, Zusatzleistungen heraus zu handeln. Das können beispielsweise ein kostenloses Jobticket, Zuschüsse zur Kita, Essensgutscheine, Anteile am Unternehmen oder mehr Tage im Home Office sein. Derartige Leistungen sind steuerlich begünstigt oder im Idealfall ganz frei.
 

Weitere Ratschläge für das Bewerbungsgespräch: Ihr Gehalt richtig begründen

Reden Sie im Einstellungsgespräch über das mögliche Gehalt, möchten der Recruiter oder Ihr zukünftiger Vorgesetzter verstehen, wie Sie zu Ihrer Forderung kommen. Am besten geht das über sachliche, überzeugende Argumente. 

Bringen Sie beispielsweise an, dass Sie in der Vergangenheit mehrere Projekte erfolgreich abgeschlossen haben. Zeigen Sie auf, dass Sie über ein spezielles Fachwissen als IT Experte besitzen, von dem das Unternehmen deutlich profitiert. Oder erklären Sie, dass Sie in Ihrer Branche bestens vernetzt sind, wodurch sich schnell Neukundengeschäfte ergeben können.

No-Gos bei Gehaltsverhandlungen sind Drohungen und Aussagen wie “Ihr Mitbewerber hat mir mehr geboten”. Und unterlassen Sie es, Mitleid zu erhaschen, indem Sie Ihre schwierige persönliche Situation schildern.

Eine gute Taktik ist es, sich bei den Verhandlungen auf ein Gehalt zu einigen, bei dem Sie und ihr Arbeitgeber in spe ein gutes Gefühl haben. Vereinbaren Sie zusätzlich, dass Sie in absehbarer Zukunft - sollte es zu einer Einstellung kommen - wieder zusammensitzen, um über Ihr Gehalt zu reden. Schlagen Sie vor, gewisse Meilensteine zu erreichen, damit das Unternehmen sieht, dass Sie leistungsorientiert denken.

Zudem kann es förderlich sein, zu signalisieren, dass man die Gehaltsverhandlungen gerne zu einem Ende bringen möchte. Überlegen Sie sich einen Deal, der schnell geschlossen werden kann. Sagen Sie beispielsweise: “Ich habe verstanden, dass Sie mir nicht mein Wunschgehalt zahlen können. Wenn Sie mir zu Ihrem Vorschlag noch einen Firmenwagen dazu geben, können Sie mit mir rechnen.”
 

Fazit: Wie verhandeln Sie Ihr Gehalt?

Überlegen Sie sich eine Strategie und leiten Sie daraus persönliche Ziele ab. Halten Sie fest, welches Gehalt Sie benötigen und was “nice to have” wäre. Und machen Sie sich auch Gedanken über die weichen Faktoren: weniger Pendelei, freundliche Kollegen, Zuschuss zum Kindergarten … es gibt viele Wege der Ent- und Belohnung.

Seien Sie trotzdem nicht zu nachgiebig! Gerade als IT Spezialist haben Sie in der heutigen Zeit beste Chancen auf einen interessanten und zugleich gut bezahlten Job. Werden Sie sich über Ihre Stärken bewusst und spielen Sie diese bei den Gehaltsverhandlungen aus.

Bild: Adobe Stock